Warnung vor „Burnout-Pandemie unter Ärzten“

Psychologische Beratung in der Akutklinik Fachklinik Sankt Lukas

Vor einer „Burnout-Pandemie unter Ärzten“ hat der neue Präsident des Weltärztebundes (WMA), Leonid Eidelman, auf der Generalversammlung des WMA in Reykjavik, Island, gewarnt. „Der Burnout von Ärzten ist ein Symptom für ein größeres Problem – ein Gesundheitssystem, das Ärzte zunehmend überlastet und ihre gesundheitlichen Bedürfnisse unterbewertet“, kritisierte er auf seiner Antrittsrede Anfang Oktober.

Fast die Hälfte der zehn Millionen Ärzte weltweit zeige Symptome eines Burnout, einschließlich emotionaler Erschöpfung, zwischenmenschlicher Entfremdung und einem geringen Gefühl der persönlichen Leistung, sagte Eidelman. Ärzte seien „mit einem unglaublichen Arbeitsaufwand konfrontiert“, dazu gehörten ein steigender Verwaltungsaufwand, steigende Betriebskosten, neue Technologien und eine größere Patientennachfrage.

Patienten im Mittelpunkt des ärztlichen Handelns

Allerdings hätten Ärzte das große Privileg, „in das Leben unserer Patienten eingeladen zu werden“. Sie seien bei der Geburt und beim Tod von Patienten dabei, würden beraten und trösten, verhinderten Krankheiten und behandelten und managten Krankheiten. „Unsere Patienten vertrauen uns, und wir haben unsere Fürspracherolle immer sehr ernst genommen. Wir werden unsere Patienten im Mittelpunkt unseres Handelns halten“, sagte Eidelman.

Trotzdem sei es wichtig, die sich verändernden Arbeitsbedingungen in der Medizin zu erfassen und „einen anspruchsvollen, wissenschaftlichen und innovativen Blick in die Zukunft zu werfen“. Ärzte und Patienten brauchten Unterstützung dabei, sich auf die enormen Veränderungen in der Medizin in den nächsten zehn Jahren vorzubereiten, so der WMA-Präsident. Als Beispiele nannte er unter anderem elektronische Patientenakten, Roboter und künstliche Intelligenz.

„Wir können vorhersagen, dass Ärzte als Mitglieder multidisziplinärer Teams komplexere Aufgaben in einem immer komplexeren Arbeitsumfeld erfüllen werden“, sagte Eidelman. Offen sei aber die Frage: „Wer wird der Leiter dieser Teams sein?“, so der WMA-Präsident.

 

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