Mehr Früherkennung psychischer Erkrankungen notwendig

Fachkrankenhaus für Psychosomatik

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) fordert, die Früherkennung psychischer Erkrankungen in Gesellschaft, Politik, Forschung und Versorgung stärker in den Blick zu nehmen. Deutschlandweit nehmen sich laut der Fachgesellschaft jedes Jahr mehr als 10.000 Menschen das Leben. Bis zu 90 Prozent dieser Suizide stünden im Zusammenhang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Besonders alarmierend sei die Zahl der Suizidversuche, die sich auf mindestens 100.000 belaufe.

Bevor die Psyche leidet

„Das Ziel muss sein, den Prozess so früh wie möglich aufzuhalten, im besten Fall schon bevor die Psyche leidet – Prävention ist eines der großen Zukunftsthemen der Psychiatrie“, sagte der Präsident der DGPPN, Arno Deister, anlässlich des heutigen Welttages der Suizidprävention.

Wissen über psychische Erkrankungen

Dabei seien nicht nur Ärzte und Wissenschaftler gefragt, sondern vielmehr die gesamte Gesellschaft und das Gesundheitswesen. „Gesundheitspolitik und Selbstverwaltung müssen unbedingt sicherstellen, dass für psychisch erkrankte Menschen passgenaue Versorgungsangebote zur Verfügung stehen“, betonte Deister. Wichtig sei auch, das Wissen über psychische Erkrankungen und Suizid in der Bevölkerung zu fördern, damit jeder bei sich selbst oder in seinem Umfeld Warnsignale erkennen könne.

Auch die Deutsche DepressionsLiga fordert anlässlich des Welttages ein offenes Ohr für Menschen mit suizidalen Gedanken. „Geben wir den betroffenen Erkrankten und deren Angehörigen Mut, indem wir sie ernst nehmen und ihnen zuhören. Damit helfen wir ihnen, einen Weg aus der psychischen Krise zu finden“, sagte die Vorsitzende der Depressionsliga, Waltraud Rinke.

Gefährdung von Schlaganfall-Patienten

Auf die besondere Gefährdung von Schlaganfall-Patienten weist die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hin. Der Schlaganfall sei die häufigste Folge für Behinderungen im Erwachsenenalter. Rund 60 Prozent der überlebenden Patienten seien langfristig auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen.

„Nicht verwunderlich ist deshalb, dass die Post Stroke Depression (PSD), die Depression nach Schlaganfall, mittlerweile als eine der häufigsten Folgen der Erkrankung gilt“, hieß es aus der Stiftung. Experten gingen davon aus, dass rund ein Drittel der Patienten früher oder später eine Depression entwickle. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe appelliert deshalb an Ärzte und Therapeuten, die Schlaganfall-Patienten behandeln, eine besondere Sensibilität für dieses Risiko zu entwickeln.

Wichtige Ansprechpartner

Auf die positiven Effekte von körperlicher Aktivität auf depressive Symptome weist anlässlich des Welttages der Deutsche Verband für Physiotherapie hin, Physio­thera­peuten seien deshalb auch für depressive Patienten wichtige Ansprechpartner.

Suizide sind auch international ein gravierendes Problem. Laut der Weltgesundheits­organisation (WHO) nehmen sich pro Jahr weltweit mindestens 800.000 Menschen das Leben. Die WHO hat daher zusammen mit der Mental Health Commission of Canada ein sogenanntes Community Engagement Toolkit entwickelt, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Gemeinschaften, die sich an Aktivitäten zur Selbstmordprävention beteiligen.

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