Neurone für chronischen Stress

Entspannen am See statt Stress

Wissenschaftler beschreiben spezielle Neurone für chronischen Stress

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München haben eine neue Population von Neuronen im Gehirn festgestellt, welche verantwortlich für die Reaktion auf chronischen Stress ist. Die Forscher des Instituts haben die Ergebnisse ihrer Studie in der Zeitschrift Neuroscience veröffentlicht.

Die Regulation der hormonellen Reaktion auf Stress findet durch die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA) statt, ein neuroendokrines System, welches bei Stress ausgelöst wird. Bestimmte Neuronen in einem Bereich des Hypothalamus geben den Corticotropin-freisetzenden Faktor (CRF) ab, welcher an die Rezeptoren in der Hypophyse bindet. Dieses triggert die Entfaltung des adrenokortikotropen Hormons (ACTH) in den Blutkreislauf. Das ACTH bindet an die Nebennierenrinde und kurbelt die Synthese von Glukokortikoiden an. Sie dienen als nachgeschaltete Auslöser der Stressreaktion. Neben vielen anderen Aufgaben geben sie die negative Rückmeldung an die HPA-Achse, wieder herunterzufahren, wenn der akute Stress vorbei ist.

Die Stressreaktion des Körpers also bereits läuft

Die Forscher berichten, dass Glukokortikoide noch eine weitere Regulation bewirken, da sie eine bisher unbekannte Population von Neuronen im Hypothalamus entdeckt haben, die den CRF1-Rezeptor auf der Zelloberfläche tragen. Das Interessante daran sei, so Assaf Ramot, Erstautor der Studie, dass die Neuronen in diesem Bereich des Hypothalamus genau dann vermehrt Rezeptoren produzieren, wenn das Glukokortikoid-Niveau hoch ist, wenn die Stressreaktion des Körpers also bereits läuft. Die Ergebnisse zeigen auf, dass es außer dem bekannten negativen Rückkopplungsmechanismus im HPA-System auch einen positiven Verstärkungsmechanismus gibt und führen somit zu einem neuen Verständnis der HPA-Achse.

Darüber hinaus konnte aufgezeigt werden, dass diese Population von Neuronen aktiver war, wenn Mäuse chronischem Stress ausgesetzt waren und nicht akutem Stress. Daher glauben die Autoren, dass die betreffenden Neuronen lediglich bei chronischem Stress rekrutiert werden.

 

 

 

Quelle: www.aerzteblatt.de