Winterdepression

Winter Bad Griesbach

Im Herbst, wenn die Tage kürzer und dunkler werden, verfallen manche Menschen in eine Winterdepression. Typische Kennzeichen sind ein extremes Schlafbedürfnis, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, Gereiztheit, Unausgeglichenheit, Heißhunger v.a. auf Süßes und Energielosigkeit.

Die Winterdepression gehört zu den saisonal auftretenden Störungen des Gefühlslebens (SAD=seasonal affective disorder), deutlich seltener tritt sie aber auch zu anderen Jahreszeiten auf. Etwa jede zehnte Depression im Winter ist eine Winterdepression – etwa 1-3% Erwachsene in Deutschland leiden unter einer SAD.

Eine milder verlaufende Form ist der Winterblues (subsyndromale SAD = s-SAD), bei der sich die Betroffenen antriebslos und missgelaunt durch die dunklen Tage schleppen, jedoch ohne Depressivität.

Veränderte Lichtbedingungen im Winter

Gene, Hormone aber auch Stressbelastung uns Stressverarbeitung spielen eine Rolle bei der Entstehung der Depression. Forscher sehen die veränderten Lichtbedingungen im Winter, welche die Hormonproduktion beeinflussen, als Ursache.

Wenig Licht, viel Melatonin

Fällt weniger Licht ins Auge, ist das ein Signal für die Zirbeldrüse das Hormon Melatonin auszuschütten – der Mensch wird müde. Bei Menschen mit SAD sind die Sehzellen weniger lichtempfindlich, der Informationsfluss ins Gehirn ist gestört, das Gehirn wird stärker zur Produktion des Schlafhormons angeregt.

Viel Melatonin, wenig Serotonin

Sehr wahrscheinlich ist an der Entstehung der Winterdepression Serotonin beteiligt. Der Neurotransmitter gilt als Glückshormon. Für die Produktion von Melatonin wandelt der Körper Serotonin um – der Serotoninspiegel sinkt. Dies hat Einfluss auf das Gemüt. Den Serotoninmangel versucht das Gehirn durch eine unbändige Lust auf Süßes auszugleichen. Zucker und manche Inhaltsstoffe von Schokolade helfen, mehr Serotonin zur Verfügung zu stellen.

Verstellte Biouhr

Über den Lichteinfall im Auge wird der Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Bei Betroffenen der SAD wird verspätet Melatonin ausgeschüttet, das Schlafhormon ist so auch noch in den Morgenstunden auf hohem Niveau vorhanden.

Um von einer Winterdepression zu sprechen müssen die depressiven Symptome innerhalb mehrerer Winterperioden auftreten und binnen 90 Tagen wieder vollständig abklingen.

Ein stärkeres Schlafbedürfnis und Heißhunger allein sind nicht ausschlaggebend, erst wenn die Bedürfnisse ausarten ist eine Behandlung nötig.

Durch einen Facharzt sollte eine intensive Diagnostik erfolgen, um andere Ursachen wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Demenz oder einen Vitamin B12-Mangel auszuschließen.

Behandlung der Winterdepression

Für die Behandlung der Winterdepression wird in erster Linie die Lichttherapie empfohlen. Durch eine starke Lichtquelle von min. 2.500 Lux wird der Tag künstlich verlängert. Zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten sind eine medikamentöse Einstellung mit SSRI, die auch bei anderen Depressionsformen Einsatz finden oder psychotherapeutische Unterstützung durch eine kognitive Verhaltenstherapie.

Selbst aktiv werden nimmt ebenfalls einen hohen Stellenwert in der Behandlung der SAD ein. Selbst ein bedeckter Himmel ist heller als jede gewöhnliche künstliche Lichtquelle, deshalb sollte der Kreislauf durch Bewegung an der frischen Luft angeregt werden. Z. B. durch Radfahren, Joggen, Nordic Walking, lange Spaziergänge oder Wintersport. Ein durchstrukturiertes Tagesprogramm kann sich ebenfalls positiv auswirken.

Quelle: NetDoktor