Bewegung als Rezept

Bewegung als Rezept

Die Idee, den Patienten Bewegung zu verschreiben, schlummert in Deutschland schon seit 40 Jahren. Sie wird von den Ärzten kaum genutzt, da es keine Abrechnungsnummer für Präventionsberatung gibt. Die Patienten über die passende Bewegungsart zu informieren, ist ein Zeitaufwand, der den Ärzten nicht vergütet wird. Aus diesem Grund greifen immer noch viele Ärzte zu Medikamenten, da sie dieses abrechnen können.

Das Rezept zur Bewegung enthält genaue Anweisungen. Es stehen keinerlei Tabletten auf diesem Rezept, sondern konkrete Anweisungen sich körperlich zu bewegen. Zwei Mal die Woche Spazieren gehen, täglich Fahrradfahren oder 10 min Gymnastik. Die Ärzte können die Rezepte in vier verschiedenen Bewegungsschwerpunkten einteilen: Herz-Kreislauf, Muskel-Skelettsystem, Entspannung/Stressbewältigung und Koordination/motorische Förderung. Initiative Sport pro Gesundheit und BÄK und DOSB sind mit dem Rezept für Bewegung eng verzahnt.

Schweden ist Deutschland einen Schritt voraus und verwendet das Rezept für Bewegung schon. Das Swedish National Institut of Public Health gibt ein Handbuch heraus, welches den Wissenstand zu möglichen Bewegungen und Sport festgehalten hat. Trotz diesem Handbuches wir dieses Rezept nur bei einem von 1000 Patienten verschrieben. Der Bewusstseinswandel, der sowohl bei den Ärzten als auch bei den Patienten notwendig ist, um dieses Rezept zu integrieren, fehlt noch. Ärzte behaupten, dass das Thema Bewegung eher in anderen Berufsgruppen, wie den Physiotherapeuten untergebracht werden sollte. Desweitern bemängeln sie, dass sie keine ausreichende Ausbildung haben, um solch ein Rezept zu verschreiben. Wenn Patienten ein Bewegungsrezept verschrieben bekommen, erwarten sie häufig noch ein Medikament, da nur dieses helfen würde.

Neuseeland ist ein positives Beispiel für das Rezept zur Bewegung. Wird das Rezept von einem Arzt ausgestellt, finden die Patienten in Sportvereinen vor Ort die passenden Angebote, um durch gezieltes Training ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Patient Support Person begleiten die Patienten aktiv um ihr Leben. Durch wöchentliche Meetings, Gruppengespräche und Anrufe bleibt der Kontakt zwischen Patient Support Person und Patient vorhanden. Dem Patienten wird dadurch über die größten Motivationslöcher hinweg geholfen. Das neuseeländische Gesundheitssystem bekräftigt dieses Rezept und bezeichnet es als vollen Erfolg. Nach dessen Angaben haben 74 % der Patienten während der Behandlung positive Veränderungen ihres Gesundheitszustandes bemerkt. 62% der Patienten sind nach 6-8 Wochen immer noch aktiver als vor der Verschreibung des Rezeptes und 57% fühlen sich fitter und stärker.

Schäfer nutzt selbst häufig das Rezept. Es wäre jedoch günstiger nicht nur Einzelgespräche durchzuführen, sondern auch Gruppen zu schulen. Seines Erachtens sollte schon im Kindergarten damit begonnen werden bis hin zu Schulen und Betrieben.

Die Anreize die Patienten darauf aufmerksam zu machen, dass Bewegung auch ein Heilmittel sein kann, bestehen. Ob die Patienten auch den Bewusstseinswandel mitgemacht haben, bleibt jedoch fraglich. Bis jetzt wird das Medikament vor der Bewegung bevorzugt.