Die Kunst, nein zu sagen

Reha in der Fachklinik Sankt Lukas

Die Kunst, nein zu sagen!

Nicht mal ein Jahrzehnt nachdem der Film „Der Ja-Sager“ Erfolge feierte, ist das Ja-Sagen aus der Mode gekommen-zu Recht?

Das erste Wort der Nichte meiner Freundin war „Nein“ und ich denke mir: Das wäre nie im Leben meine erste Wahl gewesen. Als das Mädchen als resolut, burschikos und einschüchtern beschrieben wird, dämmert mir allmählich, weshalb mein erstes Wort „Schuh“ war. Schuhe schützen vor Verletzungen, sie wärmen und schmücken. Ein Nein hingegen separiert und setzt Grenzen. Außerdem macht sich die Neinsagerin oft unbeliebt, weil sie aneckt. Und der Lohn für ihre Standhaftigkeit? Ihr werden maskuline Züge zugeordnet! All das spricht auf den ersten Blick nicht gerade für mehr Neins im Leben.

Doch wieso wird „öfter nein sagen“ in unzählige Achtsamkeits-Ratgebern und Wohlfühlmagazinen als Glücksformel betitelt? Weil gerade die, die ihre Grenzen nicht kennen, also nicht wissen wann sie nein sagen sollen, auf ein Burn-Out zusteuern.

Erschöpfung und Überlastung

Auch mir fällt es nicht immer leicht, am Ende der Arbeitswoche, unverrichtete Arbeiten auf dem Schreibtisch zu hinterlassen oder das regelmäßige Sportprogramm ausfallen zu lassen, weil zu viele andere Termine anstehen. Ich habe mir dann einfach zu viel vorgenommen und muss feststellen, dass ich doch keine Superkräfte besitze. Es allen recht machen wollen, keine Abstriche machen können, helfen müssen, sich unersetzbar machen und perfekte Ergebnisse abliefern wollen und die dadurch entstehende Erschöpfung und Überlastung betrifft vor allem „engagierte, leistungsbereite und solidarische Menschen“, so Psychotherapeut Gunther Schmidt. Eine Nein-Kultur hat besonders für sie ihr Gutes. Wer kompetent nein sagen kann, schützt sich vor Überforderung. Wer gut plant und Aufgaben früh genug abgibt, bringt, selbst an stressigeren Tagen, Ruhe in seinen Alltag. Doch was, wenn nicht genügend Mitarbeiter da sind, auf die man die Aufgaben verteilen kann? Kennen Sie diese Freunde, die sich ausnahmslos immer zurückhalten, wenn es um das Organisieren von Festen oder Besorgen von Geschenken geht? Oder Kollegen, die immer irgendetwas zu tun haben und dann früher in den Feierabend gehen? Wenn hier Reden verlorene Liebesmühe ist, hilft es nicht, wenn man selbst auch nein sagt, denn dann finden die Feste nicht statt, das Geschenk wird nicht besorgt und die Aufträge werden nicht bearbeitet. Also treffen Sie in diesen Fällen am besten eine bewusste Entscheidung: Sie akzeptieren, dass sie alles selber machen müssen, weil ihnen ihre Arbeit oder die Freundschaften wichtig sind, oder sie steigen aus, wenn sie die Verhaltensmuster nicht verändern können und nicht darüber hinwegsehen können.

„Nein“,  ist zu sagen ist empfehlenswert!

Wer sich erst gar nichts gefallen lassen will, startet sein Leben am Besten mit einem „Nein“, jedoch ist es empfehlenswert, die Welt zunächst kennenzulernen, statt von Anfang an abzulehnen, denn ab und zu hält sie doch auch einiges Schönes bereit.