Als Kind habe ich Schmerz anders wahrgenommen als heute. Schmerz war etwas, was ich mir nur erklären konnte, wenn er eintraf. Fiel ich hin, oder tat mir irgendwo weh, dann fühlte ich den Schmerz. Ich lernte, Vermeidungsstrategien zu entwickeln: wenn ich zu schnell lief, dann erinnerte ich mich an mein letztes Hinfallen und an die Schmerzen, die ich damit verband – und lief langsamer.
Die gleiche Strategie funktionierte auch mit allen anderen negativen Erfahrungen. Ich lernte, was ich tun musste, um ihnen aus dem Weg zu gehen, um sie zu verhindern.
Irgendwann wurden diese Strategien zu Ritualen: ich entwickelte Vermeidungsstrategien, ohne es zu bemerken, quasi „automatisch“. Die Vermeidungsstrategien waren nun nicht mehr das Ergebnis von Reflexionen, sondern nur noch Maßnahmen, negative Erfahrungen „weghaben“ zu wollen. Deshalb überrascht mich heute jede Art von negativer Erfahrung: Wieso muss ich sie machen? Warum findet sie statt? Worin liegt mein Versagen im Aufbau einer Vermeidungsstrategie?