Warum Bauernhof-Staub vor Allergien schützt

Kinder mit einem Schaf

Ein Enzym, welches in den Atemwegen gebildet wird, könnte Aufschluss darauf geben, ob eine hohe Exposition mit Allergenen in der frühen Kindheit vor späteren Allergien schützen kann. Dies wird auch als „Bauernhof-Effekt“ bezeichnet.

Dieser „natürliche“ Schutz ist jedoch nicht bei allen Menschen gegeben. Das ist aus der Studie Science (2015; 349; 1106-1110), ersichtlich.

Studien ergaben, dass Kinder die auf Farmen aufgewachsen sind, seltener an Asthma und Allergien erkranken. Die Studien postulieren darauf, dass ein Gleichgewicht im Immunsystem zwischen notweniger Abwehr und gesunder Toleranz von Krankheitserregern, durch den wohlstandsbedingten Rückgang von Krankheitserregern gestört wurde. Die Folge ist, dass unnötige Entzündungsreaktionen bei Allergikern nach dem Kontakt mit harmlosen Antigenen starten. Zuerst äußert sich dies durch Neurodermitis, dann Heuschnupfen, bis hin zum allergischen Asthma.

Laut dem derzeitigen Wissenstand, ist die Grundlage der allergischen Reaktion eine Überaktivität der T-Helferzellen. Die T-Helferzellen erhalten Informationen von den dendritischen Zellen, die „Eindringlinge“ registrieren.

Die Forschungsergebnisse des Pulmonologen Bart Lambrecht und des Immunologen Hamida Hammad von der Universität Ghent zeigen, dass die dendritische Zellen auf Signale von den Epithelzellen der Schleimhäute reagieren. Somit stehen die dendritischen Zellen nicht am Anfang der Informationskette.

Epithelzellen bilden nicht nur eine mechanische Barriere gegen die Umwelt, sondern sind Akteure in der angeborenen und unspezifischen Immunabwehr.

Sie besitzen Toll-like Rezeptoren 4 (TLR4), welche Keime erkennen können und die Abwehrzellen in der Umgebung aktivieren. Es gibt jedoch auch ein Enzym A20, welches die Immunabwehr begrenzt. Es wird nach frühzeitiger Exposition mit dem bakteriellen Endotoxin LPS vermehrt gebildet und stoppt eine Signalkaskade. Die Signalkaskade würde sonst zu einer chronischen Entzündung führen. Dies wurde an Mäusen getestet.

Wenn das Enzym A20 den Mäusen entfernt wurde, bleibt die Bremswirkung aus. Selbst wenn die Mäuse im früheren Leben Endotoxin oder Stallstaubproben ausgesetzt waren, die normalerweise eine Toleranz induziert hätten, entwickelten sie Asthma-Symptome.

Das Enzym A20 spielt auch bei Menschen eine Rolle. Das ergaben Experimente an bronchialen Epithelzellen von Asthmapatienten und Gesunden. Es wurde mehr A20 in den Zellen der gesunden Menschen gebildet, als in den von Asthma-Patienten, nach der Stimulation mit Endotoxinen.

Beim Menschen befindet sich die Erbinformation für das Enzym A20 auf dem Gen TNFAIP3. Liegt hier an einer Stelle eine Veränderung vor, wird die Funktion den Enzyms A20 eingeschränkt.

In einer Untersuchung mit 1.707 Kindern, zeigten Lambrecht und Hammad auf, dass die Genvariante das Risiko an einer Asthmaerkrankung zu erkranken um 76% erhöht und der Faktor ein Ekzem zu bekommen um den Faktor 2,18 erhöht ist.

Mit den Ergebnissen dieser Forschung wird deutlich, dass auch Kinder die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind an Allergien erkranken können, jedoch das Risiko geringer ist.