Psychotherapie: Weiterhin zu lange Wartezeit auf Behandlung

Psychosomatik Behandlung in der Fachklinik Sankt Lukas in Bad Griesbach

Psychisch kranke Menschen müssen nach Ansicht der Psychotherapeuten­kammer immer noch zu lange auf einen Therapieplatz für Psychotherapie warten. Durch eine Gesetzes­änderung im April 2017 habe sich zwar die Wartezeit auf eine erste Sprechstunde verbessert, an der Wartezeit auf den Beginn der Therapie habe sich jedoch nichts verbessert.

„Die Bundestherapeutenkammer hat schon immer darauf hingewiesen, dass nach der Sprechstunde nicht mehr Behandlungsplätze zur Verfügung stehen“, sagte Presse­sprecher Kay Funke-Kaiser. Im Gegenteil, für Sprechstunde und Akutbehandlung müssten jetzt Stundenkontingente freigehalten werden, die nicht mehr für die Richtlinien-Psychotherapie zur Verfügung stünden. Bisher seien nur im Jahr 2013 rund 1.300 psychotherapeutische Praxen mehr zugelassen worden – in ländlichen Regionen. Insgesamt suchen Funke-Kaiser zufolge aber immer mehr psychisch kranke Menschen professionelle Hilfe.

Zwei mal pro Woche Psychotherapie

Durch die Änderung der Psychotherapeuten-Richtlinie zum 1. April 2017 sollte sich das Angebot, wie die Wartezeit auf ein erstes Gespräch mit einem Psychotherapeuten, für psychisch kranke Menschen verbessern. Psychotherapeuten müssen pro Woche mindestens zwei Stunden für Sprechstunden zur Verfügung stehen. Zudem müssen sie 200 Minuten in der Woche am Telefon erreichbar sein. In dringenden Fällen soll es so schneller zur Behandlung kommen.

Inanspruchnahme der Servicestellen gestiegen

Zudem gilt: Wer keinen Termin erhält, kann sich an die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung wenden. Diese müssen dann innerhalb von vier Wochen eine Sprechstunde vermitteln. Die Zahl der vermittelten Psycho­therapie­sprechstunden habe im zweiten Quartal aus dem Stand 40 Prozent der insgesamt vermittelten Arzttermine ausgemacht, sagt Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Das sei ein spürbarer Anstieg. Wer innerhalb der vier Wochen nicht vermittelt werden könne, könne auch ins Krankenhaus gehen. Das seien aber verschwindend wenige Patienten, fast alle könnten auf eine Sprechstunde vermittelt werden.

Schneller einen ersten Ansprechpartner zu bekommen sei für die Betroffenen eine große Hilfe, heißt es aus dem von Hermann Gröhe (CDU) geführten Bundesgesund­heits­ministerium. So könne geklärt werden, ob es sich um einen akuten Fall handle oder ob der Patient an eine andere Einrichtung verwiesen werden könne.

Bundes­kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte kurz vor der Wahl im Kanzlercheck der jungen ARD-Radioprogramme betont, dass es natürlich Therapien für Betroffene geben müsse. Wenn das Warten zu lange dauere, müsse sie sich noch mal mit dem Bundes­gesundheitsminister verständigen. Dann müsse das Angebot verbreitert werden. „Auf jeden Fall sollte nicht nur beim Knochenbruch eine Reha da sein, sondern eben auch eine Therapiemöglichkeit bei psychischen Erkrankungen, das ist ganz wichtig“, sagte die Kanzlerin. © dpa/aerzteblatt.de