Psychiater räumen mit Vorurteilen gegenüber Psychopharmaka auf

Umgebende Landschaft der Klinik in Bayern

Psychopharmaka stellen neben der Psychotherapie und psychosozialen Intervention, die zur Behandlung von Psychischen Erkrankungen eingesetzt werden, einen wichtigen Baustein. Der Einsatz von Psychopharmaka wird dabei sehr kritisch gesehen. Diese Ansicht teilt Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin.

Laut DGPPN sind Psychopharmaka zu Unrecht mit Vorurteilen belastet. Oft sind bestimmte Krankheitsbilder erst durch den Einsatz von Psychopharmaka behandelbar. Sie schaffen eine Basis für eine psychotherapeutische Behandlung und weitere Behandlungen wie Soziotherapie. Mit der Einnahme von Psychopharmaka können viele Patienten wieder aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Janine Berg-Peer vom Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker kritisiert, dass es für Patienten sehr schwer ist einen Psychotherapeuten zu finden, der auch schwer psychisch Kranke behandelt. Es ist sehr wichtig, die Wirksamkeit und die Dosierung der Medikamente im Behandlungsverlauf regelmäßig zu überprüfen. Nur so können die psychisch Kranken ein einigermaßen erträgliches Leben führen.

Psychopharmaka sollten dabei nur unter strenger ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden. Auch sie haben wie alle anderen Medikamente Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Über diese muss sorgfältig und transparent aufgeklärt werden. Besonders zu Beginn treten oft Nebenwirkungen auf. Eine wichtige Rolle bei der Einnahme von Psychopharmaka spielt die Arzt-Patienten-Kommunikation. Nur wenn diese optimal verläuft, können die Vorbehalte der Patienten ernstgenommen und darauf reagiert werden.

Laut des Arzneimittelexperten Gerd Glaeske, Universität Bremen, wird das klassische Antidepressiva, Opipramol häufig verordnet. Dieses wird jedoch seit langem in seiner Wirkung bezweifelt, da kontrollierte Studien fehlen.

Die Hälfte der Patienten mit Depressionsdiagnose, wird von Hausärzten und Internisten behandelt, die häufig genau dieses Medikament verordnen. Um eine Verordnung von Opipramol zu vermeiden fordert Glaeske eine bessere Kooperation zwischen Hausärzten, Psychotherapeuten und Psychiatern.

Psychopharmaka kommen häufig bei älteren Menschen, besonders bei Frauen zum Einsatz. Es  treten oft unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auf, da deren Nieren und Leber weniger gut funktionieren als bei jüngeren. Um diese Neben- und Wechselwirkungen zu vermeiden, empfiehlt Glaeske den Ärzten die PRISCUS-Liste, die potenzielle inadäquate Medikamente für Ältere auflistet, besser zu beachten.