Die Forderung unserer Umwelt nach immer neuen Selbstbildern trennt uns von uns selbst. Wir nehmen uns und unsere Bedürfnisse nicht mehr wahr.
Irgendwann sind wir bereit, mit dem Selbstbildmalen aufzuhören, denn wir erkennen, dass es uns krank macht. Wir lassen los und wenden uns uns selbst zu. An dieser Stelle entwickeln wir eine neue Spiritualität, die uns erlaubt, in die anderen, bisher ungenutzten Räume unserer Identität einzutreten.
Diese Spiritualität öffnet uns, sie zeigt uns Wege zu uns selbst, zu unserer Freiheit.
Dabei erleben wir uns in Unternehmungen, Kursen, Projekten und Therapien, die alle ein Ziel haben, nämlich das „wahre Selbst“ zu erreichen. Und ehe wir es bemerken, folgen wir der Stimme einer anderen Bezugsperson, einer sehr raffinierten Bezugsperson, die uns nicht unser bisheriges Selbstbild sondern ein neues – eben spirituelles – Selbstbild malen lässt.
Diese raffinierte Bezugsperson ist meistens ein selbsternannter Heiler, Heilsbringer – immer jemand, der seinen Standpunkt nicht wirklich vermitteln kann. Wenn wir ihn nicht verstehen, ihm nicht folgen können, dann sind wir eben selbst Schuld und unfähig, unsere Spiritualität zu finden. Solche spirituellen Heilsbringer verhindern unsere Authentizität, sie verdecken unseren Blick auf uns selbst und auf unsere Bedürfnisse! Solche spirituelle Heilsbringer haben selbst ein Problem und hoffen, durch ihre Patienten geheilt zu werden.