Depression 3.0

Depression 3.0

Nicht immer erlauben Symptome und Verlauf der Depression eine eindeutige Diagnose. Die Depression bzw. ihre Symptome tauchen auch in anderen psychischen Störungen auf; dann ist die Diagnose eine Teilstörung, die in die Hauptstörung eingebunden ist. Beispiel: Ich habe in einem früheren Blogbeitrag die Trauer beschrieben. Wenn wir einen lieben Menschen verlieren, dann kann die Hauptstörung eine Belastungsstörung sein. Der bekannte Nervenzusammenbruch ist eine akute Belastungsstörung. Innerhalb der Trauerzeit versucht der Betroffene, sich an die neue Situation anzupassen, das Leben ohne den geliebten Menschen weiter zu leben. Manchmal gelingt das nicht ohne weiteres, der Betroffene entwickelt eine Anpassungsstörung, in der als Teilstörung die Depression enthalten ist.

Die Depression kann eine Hauptstörung sein, oder auch als Teilstörung eingebunden in andere psychische Hauptstörungen auftreten.

Der Gedanke an Selbstmord kann innerhalb jeder Form der Depression entstehen, er muss ernst genommen werden. Die moderne Psychologie tabuisiert diesen Gedanken nicht, es ist besser, darüber zu sprechen. Der Betroffene kann so eine lebensrettende Entlastung erfahren.

Wann droht Selbsttötungsgefahr?

Die Gefahr der Selbsttötung (Suizid) gehört zu den bedrohlichsten Komplikationen der depressiven Störungen. Gefühle der Wertlosigkeit und Schuld, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit können in Verbindung mit einer bestimmten Form psychischen Schmerzes den Betroffenen so überwältigen, dass er sich außerstande sieht, weiterzuleben.

Manchmal bleibt es bei den Suizidgedanken, in anderen Fällen werden Suizidversuche durchgeführt. Man schätzt, dass 20-60% der an einer Depression erkrankten Personen einen Suizidversuch unternehmen.

Wie erkennt man die Gefahr eines Suizids? Eine Hilfestellung:

1.)  Präsuizidales Syndrom: Einengung, Aggressionsumkehr (also Autoaggression), Suizidfantasien

2.)  Risikofaktoren: Psychische Krankheit (insbesondere Depression oder Sucht), psychosoziale Krisen, vorhergehende Suizidversuche, Suizide in der Familie, Suizide von Vorbildern (Filmstars, bekannte Sportler)

3.)  Aktuelle Befindlichkeit: Hoffnungslosigkeit, Angst, Schlaflosigkeit, Freudlosigkeit, Impulsivität und akute Lebensbelastungen: gestörte Krankheitsverarbeitung, unerträgliche Erinnerungen, negative Einschätzung der Lebensumstände, Resignation

4.)  Trennungserfahrungen: gescheiterte Partnerschaft, Tod eines Angehörigen, Kränkung, Entwicklungskrisen, Entlassung aus stationärer psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung

Nochmal: Suizidalität stets ansprechen. Der Betroffene fühlt sich hierdurch fast immer entlastet. Ein Großteil der Suizide wird vorher direkt oder indirekt angekündigt. Nicht verharmlosen sondern die Chance zu Gesprächen ergreifen. Suizidäußerungen von depressiven Personen müssen unbedingt ernst genommen werden.

Ein Arzt oder Therapeut sollte umgehend verständigt werden.