Achtsamkeit: Mit Meditation Mensch und Welt verändern

Mensch auf goldener Kugel

Jo Kabat-Zinn, der Begründer der Achtsamkeitstheorie, lehrt in seinen Seminaren den Menschen Achtsamkeit.

In seinem Programm, MBSR „Mindfulness Based Stress Reduction“, also Stressprävention durch Achtsamkeit, nutzt er Teile der buddhistischen Lehre.

In einem achtwöchigen Kurs wird durch Sitz- und Geh-Meditation, Hatha Yoga, Bodyscan, jede Woche 2 ½ Std. Gruppensitzung und täglich 45 Minuten üben gelehrt, Achtsam im Alltag zu sein.

Der Fokus liegt dabei auf dem „im Jetzt sein“. Nicht nur in der Zukunft und nicht nur in der Vergangenheit sein.

Laut Kabat-Zinn leben die meisten Menschen in ihren Köpfen. Sie spüren die Welt nicht und leben das Leben nicht.

Kabat-Zinn arbeitete als Molekularbiologe am MIT, bis er an einen Vortrag über Meditation teilnahm. Vor 36 Jahren gründete der heute 70jährige seine Klinik in Massachusetts. Zu Beginn behandelte er Schmerzpatienten. Zu seinem jetzigen Klientel gehören Manager, Suchtkranke, Geschäftsführer und Politiker genau so wie Hausfrauen.

Seiner Meinung nach kann Meditation heilen, sie kann die Hirnstruktur verändern.

Achtsamkeit kann genauso wie ein Muskel trainiert werden.

Forscher der Harvard Medical School Boston fanden heraus, dass regelmäßige Meditation die Struktur im Gehirn, die für Empathie, Selbstwahrnehmung, Gedächtnis und Stressreaktion verantwortlich ist, nachweislich verändert.

Die graue Substanz im Hippokampus nimmt zu und verringert sich in der Amygdala (Verantwortlich für Verarbeitung von Angst und Stress).

Studien zeigen auch, dass Achtsamkeit bei Depression so wirksam sein kann wie Tabletten. Sie hilft Essgestörten zu essen, Angstpatienten mit ihrer Angst umzugehen und Schmerzpatienten ihren Schmerz zu ertragen.

Amrei Schwalm gibt selbst in Berlin Achtsamkeits-Kurse. Sie berichtet über ihre Erfahrungswerte aus dem Seminar von Kabat-Zinn.

Achtsamkeit bedeutet nicht, keine Gedanken mehr zu haben und über dem Jetzt zu schweben, wie viele es bei dem Gedanken an Meditation haben. Stattdessen sollen Denk- und Verhaltensmuster erkannt und verändert werden.

Schwalm erklärt dies an einem Beispiel: Es juckt mich, aber was, wenn ich mich nicht kratze? Die Freiheit es tun zu können aber nicht zu müssen. Diese Erkenntnis reduziert Stress im Alltag.

Kabat-Zinn definiert Stress als unspezifische Aufforderung an den Körper, sich anzupassen und zu gedeihen. Am Leben zu sein ist Stress. Die Umgebung im ständigen Wandel ist Stress.

Jede Veränderung kann eine Stressreaktion auslösen.

Dabei ist nicht die Unterscheidung in positiven oder negativen Stress oberste Prämisse. Ob positiv oder negativ hat nichts mit dem Stress an sich zu tun, sondern damit, wie wir mit ihm umgehen. Es geht bei der Achtsamkeit darum, in welcher Beziehung wir zu den Dingen stehen.

Für einen Querschnittgelähmten ist binnen Sekunden sein Leben ruiniert, oder eben auch nicht. Je nach dem wie er es betrachtet. Er ist noch am Leben, kann mit seiner Familie Zeit verbringen und sich in neuen Sportarten verwirklichen.

Die Achtsamkeit lehrt uns – die Gegenwart ist kostbar.